Beispiel: Eine Computersimulation zur kognitiven Repräsentation von Zahlen I
Ausgangssituation
Das nachfolgende Beispiel (Rey & Wender, 2010) einer Computersimulation befasst sich mit der Frage, wie Zahlen kognitiv repräsentiert
werden. Während Computer Zahlen als Binärfolgen, d.h. einer Reihe von Nullen und Einsen, speichern und verarbeiten, ist die
Repräsentation und Transformation von Zahlen im menschlichen Gehirn noch nicht vollständig geklärt. In Untersuchungen hierzu
ist unter anderem der Größeneffekt entdeckt worden – ein stabil auftretendes Phänomen, welches die Ausgangsbasis für Erklärungsansätze
zur Repräsentation von Zahlen bildet.
Größeneffekt
Der Größeneffekt ist dadurch gekennzeichnet, dass der Vergleich zweier Zahlen bei gleicher Differenz schneller für kleinere
Zahlen (z.B. Zwei und Vier) erfolgt als für Größere (z.B. Sieben und Neun). Um den Größeneffekt zu erklären, wird in traditionellen
kognitiven Modellen neben einem mentalen Zahlenstrahl eine von mehreren möglichen Zusatzannahmen getroffen. Empirische Befunde
widersprechen den möglichen Zusatzannahmen jedoch. Daher haben Verguts, Fias und Stevens (2005) ein neues Modell vorgeschlagen,
welches den Größeneffekt beim Vergleich zweier Zahlen hinsichtlich ihrer Größe erklären soll. Zugleich soll das Modell ohne
die Zusatzannahmen der kognitiven Modelle auskommen und damit besser mit den bisherigen empirischen Befunden vereinbar sein.