Projektive Verfahren
Formen projektiver Verfahren I
Beispielhaft werden eine Reihe projektiver Verfahren vorgestellt:
- Rorschachtest: Der nach dem schweizer Psychiater Hermann Rorschach benannte projektive Test verwendet als mehrdeutige Reizmaterialien zehn verschiedene, zum Teil farbige Tintenklecksbilder (Abb. 5). Probanden sollen beschreiben, was sie auf diesen Bildern erkennen. Die Antworten werden nach verschiedenen Kriterien (z.B. Form, Farbe, Lokalisation, Originalität) bewertet, wobei Auswertung und Interpretation viel Erfahrung voraussetzen. Mittlerweile existieren zum Test allerdings auch detaillierte Auswertungs- und Interpretationsregeln sowie Normwerte für Kinder und Erwachsene.
- Thematischer Apperzeptionstest (TAT): Der TAT vom Psychiater Henry A. Murray und seiner Studentin Christiana Morgan greift auf insgesamt 31 verschiedene schwarz-weiße Bildtafeln zurück, die zumeist Menschen in uneindeutigen Alltagssituationen zeigen. Eine der Tafeln ist hingegen vollkommen leer. Die Versuchspersonen erhalten meist fünf bis 12 Bildtafeln und sollen zu jeder gezeigten Tafel eine dramatische Geschichte erzählen. Dabei soll erörtert werden, wie es zu dieser Situation kam, was die Personen fühlen und denken und wie die Geschichte ausgehen wird.
- Children's Apperception Test (CAT): Der CAT ist ein projektives Verfahren für Kinder, welches von Bellak stammt und auf den TAT zurückgeht. Es besteht aus zehn ebenfalls mehrdeutigen Bildtafeln, wobei hier Tiere in verschiedenen Situationen dargestellt werden. Kinder werden gebeten, zu jeder Bildtafel eine Geschichte zu erzählen.
- Rosenzweig Picture-Frustration-Test (PFT): Der PFT von Rosenzweig liegt sowohl in einer Form für Kinder als auch in einer für Jugendliche und Erwachsene vor. Bei diesem projektiven Verfahren werden 24 skizzenartig gezeichnete Situationen vorgegeben, bei denen eine Person eine provokative und frustrierende Aussage an eine zweite richtet. Der Proband soll die Antworten der zweiten Personen assoziativ ergänzen. Mit diesem Test soll die Frustrationstoleranz (Belastbarkeit in sozialen Konfliktsituationen) gemessen werden.
- Scenotest: Beim Scenotest, der zur Erfassung unbewusster Probleme von Kindern und Jugendlichen entwickelt wurde, kommen verschiedene Spielfiguren zum Einsatz. Mit diesen sollen die Probanden eine Szene gestalten, mit deren Hilfe beispielsweise Ängste und Wünsche offengelegt werden sollen. Die Auswertung dieser Szene kann nach verschiedenen Aspekten wie etwa inhaltlichen oder formalen Gesichtspunkten erfolgen.
- Welttest: Dieser von Charlotte Bühler entwickelte Test wurde vorwiegend in der Entwicklungspsychologie eingesetzt. Kinder sollen verschiedene Anordnungen von Spielfiguren interpretieren, die unterschiedliche Tierarten repräsentieren. Dabei können auch ergänzende Fragestellungen eingesetzt werden, bei denen die Probanden etwa eine Auswahl hinsichtlich ihrer Klassensituation oder Ähnlichem vornehmen sollen.